Das duale Studium

Das Beste aus beiden Welten – so könnte man das duale Studium beschreiben. Du arbeitest in einem Unternehmen, gewinnst dort viel Erfahrung, verdienst Geld und besuchst zugleich eine Hochschule.
Das duale Studium verbindet also Berufspraxis und Studium.
Der große Vorteil ist, dass du nach dem Hochschulabschluss bereits relevante Arbeitserfahrung vorweisen kannst, anders als viele der „normalen“ Studierenden. Du hast während deines Studiums ein stabiles Einkommen, was dir manche Sorge nimmt. Und meist weißt du, durch den Ausbildungs- und Studienvertrag abgesichert, vom ersten Semester an, wo du nach dem Abschluss arbeiten wirst. Davon können viele deiner Kommilitonen nur träumen.
Der Nachteil betrifft alle, die auf eine entspannte Uni-Zeit zwischen Hörsaal und Party aus sind: Das duale Studium stellt hohe Anforderungen an Selbstdisziplin, Zeitmanagement und Engagement. Während der Semesterferien arbeitest du im Unternehmen und auch nach einem langen Tag im Büro muss mitunter noch gelernt werden. Wer dual studieren will, braucht also Ehrgeiz, erhält dafür aber auch so einiges zurück.
- Studienmodelle
Wenn du nach einem dualen Studium suchst, sei aufmerksam, für was du dich bewirbst. Es gibt drei grundlegend verschiedene Varianten – die auch in Sachen Arbeitsmotivation und Lernbereitschaft ganz unterschiedliche Anforderungen stellen.
Das ausbildungsintegrierende duale Studium: Bei dieser Variante wartet viel Arbeit auf dich, aber du erreichst auch mehr als alle anderen. Parallel zu deinem Studium an einer Hochschule absolvierst du eine Ausbildung und nach drei bis vier Jahren hast du sowohl einen Ausbildungsabschluss als auch einen Bachelor.
Prädestiniert dafür sind alle stark praktisch ausgerichteten Studienrichtungen wie angewandte Informatik, Mechatronik, Bauingenieurwesen oder auch Gesundheitswirtschaft.
Das praxisintegrierende duale Studium: Dieses weit verbreitete Modell kombiniert Studienphasen an der Hochschule mit längeren Praxisaufenthalten im Unternehmen, für die du entlohnt wirst. In der Regel bedeutet das: die Hälfte des Semesters an der Hochschule, die andere Hälfte im Betrieb.
Das berufsintegrierende duale Studium: Dieses Studienmodell ist in der Regel nicht für Schulabgänger geeignet. Es richtet sich an Beschäftigte mit einiger Berufserfahrung oder zumindest einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die neben der Arbeit noch einen Hochschulabschluss erwerben möchten.
- Anbieter
Das duale Studium wurde nicht von den Hochschulen entwickelt, sondern von einigen namhaften Unternehmen, weil sie einen großen Bedarf an einer akademischen Ausbildung mit praktischem Bezug sahen. Heute ist diese Studienvariante ausgesprochen beliebt.
Ursprünglich war duales Studieren nur an den Berufsakademien möglich. Heute sind an fast allen Hochschulen sowie vielen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien duale Studiengänge zu finden. Deutschlandweit bieten inzwischen über 40.000 Unternehmen ein duales Studium als Einstiegsvariante an.
Dual studieren – nur wo?
Viele Unternehmen haben aber keine festen Stellen für dual Studierende, sondern schaffen diese nach Bedarf. Daher gibt es auch keine offiziellen Ausschreibungen. Auf der jeweiligen Karriere-Homepage, über Bewertungsplattformen und Karrierenetzwerke erfährst du jedoch leicht, ob das duale Studium grundsätzlich gefördert wird. Ist das der Fall, musst du nur noch kurz beim Unternehmen deinen Ansprechpartner erfragen und eine Initiativbewerbung senden.
Dual studieren – aber was?
Rund 1.500 duale Studiengänge werden in Deutschland zurzeit angeboten. Die Schwerpunkte der Studienfächer liegen in den Bereichen Wirtschaft, Informatik, Ingenieurwesen und Sozialwesen. Und das Angebot erweitert sich ständig, denn das duale Studium überzeugt immer mehr Unternehmen.
Eine Auflistung der dualen Studiengänge findest du online unter www.hochschulkompass.de und www.wegweiser-duales-studium.de.
- Dauer, Ablauf und Verdienst
Studieren und dabei Geld verdienen – das klingt perfekt. Wie hoch dein Verdienst während des dualen Studiums ist, hängt vom Unternehmen, der Art des Studiums und dem Studiengang ab. Wie dein duales Studium abläuft, ebenfalls.
Besteht dein duales Studium aus Studium plus Praktikum, verdienst du – wie Praktikanten auch – keine Reichtümer. Die Details werden in deinem Praktikantenvertrag geregelt. Kombiniert dein duales Studium die akademische Ausbildung mit einer Lehre oder regulärer Arbeit, darfst du mit einem höheren Gehalt rechnen.
Mindestlohn und duales Studiums
Aktuell beträgt der Mindestlohn 9,50 € für alle volljährigen Arbeitnehmer. Für Auszubildende gilt er allerdings nicht. Und was das duale Studium angeht, ist das Gesetz nicht eindeutig: Eventuell ist es wie ein Pflichtpraktikum einzuordnen und damit dem Mindestlohn unterworfen. Wie gesagt: eventuell.
Faktisch zahlen die Betriebe derzeit eine eher beliebige monatliche Vergütung – zwischen 400 € und über 1.000 € ist alles möglich. In der Regel ist der Verdienst gestaffelt und steigt etwas mit der Anzahl der absolvierten Semester. Zusätzlich übernimmt das Unternehmen anfallende Studiengebühren. Ob das Gehalt auch während der Hochschulphasen gezahlt wird oder nur in der Zeit, in der du im Unternehmen arbeitest, wird im Arbeitsvertrag festgelegt.
BAföG und duales Studium
Als dual Studierender bist du zur Unterstützung deiner Lebenskosten außerdem BAföG-berechtigt – sofern du nicht zu viel verdienst. Für den Bewilligungszeitraum ab 2020 liegt der Freibetrag bei 8.200 € pro Jahr, was einem Monatsdurchschnitt von rund 683 € entspricht. Ist der Verdienst höher, sinkt das BAföG. Der Anspruch auf Kindergeld bleibt während des dualen Studiums als Erstausbildung dagegen in jedem Fall bestehen.
- Voraussetzungen
Wer dual studieren will, dessen erster Weg führt nicht zur Hochschule, sondern zu einem Unternehmen. Entscheidend ist nämlich ein unterzeichneter Ausbildungs- oder Praktikumsvertrag. Das Unternehmen bestimmt meist auch, an welcher Berufsakademie, Universität oder Fachhochschule der akademische Anteil absolviert wird.
Darüber hinaus gelten für ein duales Studium folgende Voraussetzungen:
- Mit einem Fachhochschulabschluss kann an Berufsakademien und Fachhochschulen studiert werden.
- Die allgemeine Hochschulreife (Abitur) befähigt zur Studienaufnahme an jeder Hochschule, also auch an Universitäten.
- Daneben gibt es aber zahlreiche Ausnahmen. Manche Hochschulen lassen Bewerber mit einem Meistertitel oder einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mehreren Jahren Berufspraxis zum dualen Studium zu. Einzelne Berufsakademien bestehen auf der Allgemeinen Hochschulreife.
- In sehr seltenen Fällen wird ein bestimmter Abiturschnitt als Voraussetzung verlangt (Numerus clausus, NC). Und wenn Vorlesungen auf Englisch stattfinden oder Fachliteratur nur in Englisch vorliegt, verlangen manche Hochschulen einen erfolgreich bestandenen TOEFL-Test.
- Bewerbung
Zwar gibt es immer mehr duale Studienplätze, aber es gibt noch mehr Bewerber. Um sich positiv abzuheben, solltest du unbedingt alle Kriterien einer erfolgreichen Bewerbung für ein duales Studium erfüllen.
Bewerbung beim Unternehmen
Aufgrund der hohen Bewerberzahlen versuchen die Unternehmen, den Aufwand in Grenzen zu halten. Sie setzen daher meist auf standardisierte Bewerbungsformulare im Internet. Gibt es kein solches Online-Tool und steht in der Ausschreibung nichts zu Umfang und Art der geforderten Bewerbungsunterlagen, lohnt ein Anruf beim Unternehmen. Dann lässt sich ganz einfach klären, ob die Bewerbung eine Kurzbewerbung sein soll und ob sie per Mail oder per Post erwartet wird.
Der zweite Schritt ist das Vorstellungsgespräch mit interessanten Bewerbern; manche Unternehmen setzen aber auch auf Assessmentcenter. Hier wirst du auf Herz und Nieren geprüft – und das aus gutem Grund. Schließlich wird das Unternehmen in die besten Bewerber viel Geld investieren und mit ihnen eine hoffentlich lange Arbeitsbeziehung beginnen.
Bewerbung bei der Hochschule
Ist die erste Hürde genommen, wird es in der Regel unkompliziert. Wer einen Praktikums- oder Ausbildungsvertrag vorweisen kann, bekommt an der Hochschule oder Berufsakademie fast immer einen Platz. Manchmal muss man allerdings vor der finalen Zusage auch hier noch ein Vorstellungsgespräch absolvieren.
Der beste Zeitpunkt für die Bewerbung
Der aufwändige Bewerbungsablauf – erst bei den Unternehmen, dann an der Hochschule – benötigt viel Zeit. Ideal ist es daher, ein Jahr vor dem gewünschten Studienstart zu beginnen. Da das Ausbildungsjahr meist zwischen dem 1. Juli und dem 1. September beginnt, ist dies auch die Zeit, um sich um einen Platz für das folgende Jahr zu kümmern.
- Studienabschlüsse
Am Ende des dualen Studiums hast du einen Studienabschluss und je nach Modell einen Ausbildungsabschluss. Aber wie genau darfst du dich dann nennen?
Der akademische Teil des dualen Studiums ist in ein regulärer Bachelor-Studiengang. Wer ihn an einer Universität erwirbt, ist damit zum Master-Studium und im Anschluss sogar zur Promotion berechtigt. Mit einem großen „Aber“: Da ein dualer Student ein Unternehmen viel Geld kostet, ist er oft vertraglich verpflichtet, nach dem Bachelor of Arts (B. A.) eine gewisse Zeit im Unternehmen zu arbeiten. Ein Vollzeitstudium ist dann unmöglich.
Das duale Studium an einer Fachhochschule berechtigt ebenfalls zur Aufnahme eines Master-Studiums; die Promotion ist dagegen (bislang) meist ausgeschlossen.
Berufsakademien verleihen den „Bachelor (BA)“. Trotz des ähnlichen Namens ist dies kein akademischer Grad, sondern eine staatlich anerkannte Abschlussbezeichnung. Rein rechtlich soll dieser Abschluss wie der einer Hochschule gehandhabt werden, was bedeutet, dass er zum Master-Studium berechtigt. Tatsächlich akzeptieren nicht alle Hochschulen diesen Abschluss; andere verlangen zumindest eine zusätzliche Aufnahmeprüfung.

Sozialversicherung im dualen Studium
Das duale Studium ist so etabliert, dass der Gesetzgeber 2011 reagieren musste und Klarheit schuf. Seither sind alle Teilnehmer praktikumsintergrierender oder ausbildungsintegrierender dualer Studiengänge wie Auszubildende zu behandeln.
Wer dual studiert, ist somit über die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung pflichtversichert.
Und das nicht nur während der Zeit im Unternehmen, sondern auch während der Studienphasen. Und auch in die Renten- und gesetzliche Unfallversicherung wird bereits einbezahlt, was sich später einmal positiv bemerkbar machen wird.
Surftipps
Du willst mehr wissen? Im Internet findest du umfangreiche objektive Informationen zum Ablauf des dualen Studiums, den Studiengängen und der Finanzierung.
Informationen rund um das duale Studium:
www.duales-studium.de sowie www.studis-online.de
Alle aktuell angebotenen Studiengänge:
www.hochschulkompass.de/studium/rund-ums-studieren/studienformen/duales-studium.html
Überblick über dualen Studienangebote:
www.studieren.de sowie www.studienwahl.de
Überblick über Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation und duale Studiengänge:
www.ausbildungplus.de
Informationen und Stellenangebote zum dualen Studium:
www.azubiyo.de
Informationen zu Berufsakademien, Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien:
www.vwa.de
Der BAföG-Rechner sagt, wie hoch die Unterstützung ausfallen kann:
www.bafoeg-rechner.de/Rechner